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  • AutorenbildDominic Eichenberger

Stau im Status

Es war Herbst 2019, wir geniessen die gemeinsamen Familienferien in Südfrankreich und lassen uns am Meer von der Sonne bräunen. Es ist an der Zeit, Zeit zu haben, um Abstand zum Alltag zu finden. Die Zeit bewusst zum Reflektieren nutzen. Innehalten und Spiegelshow betreiben, ohne Wenn und Aber.

Vor der Rückkehr in die Schweiz spürte ich eine Veränderung in der Luft. Die Zeit war reif, einen nächsten Schritt zu machen. Meine innere Stimme sagte zu mir, dass ich nach 16 Jahren Führungsaufgaben diese ablegen darf, ohne Wenn und Aber. Ein Gedanke, welcher mir im ganzen Körper gute Gefühle bescherte – kennst du dieses Gefühl, wenn du wild entschlossen bist, mit voller Überzeugung eine Veränderung voran zu treiben?


Mit dieser Vision kam ich zurück in die Schweiz und suchte damals unmittelbar nach meinen Ferien das Gespräch mit Peter Stämpfli (Inhaber Stämpfli AG) und Daniel Sinn (CEO Stämpfli AG). Ich eröffnete ihnen meine Vision, die Agenturleitung bewusst und entschlossen abzugeben, ohne zu wissen, ob ich überhaupt noch eine Anstellung in der Firma ausüben darf. Ich mag mich noch an den Moment erinnern, als wäre es gestern gewesen, als mich Peter fragte; „und was möchtest du künftig ausüben, hast du dir dazu bereits Gedanken gemacht, wir möchten dich nicht verlieren“. Ich antwortete ihm, dass ich gerne im Unternehmen eine neue Rolle ohne Führungsaufgaben übernehmen möchte, dies im Wissen, dass es aktuell keine offene Stelle hat. Ich würde mich gerne im Bereich der Strategie, Konzeption und Akquisition engagieren und weiterhin Teil der Agentur sein, die ich in den vorherigen fünf Jahren zusammen mit dem Team mitprägen durfte.


Ich spürte damals von Peter und Daniel eine grosse Wertschätzung meiner Person und meiner Leistung gegenüber und fühlte mich stolz und zugleich befreit, diesen neuen Weg gehen zu dürfen. Ich soll mir in den nächsten Tagen konkrete Gedanken über meine Zukunft im Unternehmen machen, so die Worte von Peter. Dies machte ich auch. Ab dem 1.1.2020 war ich als Strategischer Berater in der Agentur tätig, ohne Führungsverantwortung, wie gewünscht😊.


Als intern über die Veränderung meiner Person, respektive meiner Funktion (keine Führungsperson mehr) informiert wurde, durfte ich eine für mich neue Erfahrung machen.

Rund die Hälfte der Mitmenschen gratulierten mir zu diesem Schritt. Die andere Hälfte fragten sich, wieso ich einen derartigen Rückschritt in meiner beruflichen Karriere mache.

Mich erreichten Aussagen „Jetzt hast du keine Führungsrolle mehr und bist nicht mehr Teil der Führungscrew. Sozusagen Statuslos."

Ab diesem Zeitpunkt wurde mir erst richtig bewusst, welche „Macht“ ein Berufstitel/eine Funktion so hat und welcher Status er in der Gesellschaft trägt. Mir persönlich waren die Funktionen, Berufstitel und Diplome seit dem Einstieg in die Berufswelt piep egal. Für mich stand stets der Spass an den Aufgaben/Herausforderungen und das Team im Fokus und nicht die Berufsbezeichnung.


Was will ich damit sagen, fragst du dich sicher nun. Ich will damit meine persönliche Perspektive wiedergeben und meine Erfahrungen teilen, ohne Wenn und Aber. Und dennoch wünsche ich mir, dass wir als Menschen uns bewusst werden, dass nicht die Funktion und der Berufstitel matchentscheidend ist, sondern vielmehr wie wir unsere Aufgaben meistern – leidenschaftlich, mit viel Begeisterung, Engagement und stets gemeinsam.



Es sei auch erwähnt, dass ich einige Monate später einer meiner grössten Fehler im Leben gemacht habe, indem ich das mir wohlgesinnte Unternehmen Stämpfli aufgrund einer neuen Opportunität verliess. Dieser Fehltritt von einem familiengeführten Unternehmen mit einer starken Unternehmenskultur hin zu einer Organisation ohne Kultur und Haltung zu wechseln, bescherte mir eine zünftige Ohrfeige. Eine Ohrfeige, die sich bei mir lange spürbar machte. Inzwischen habe ich diese Zeit als grosse „Lebenserfahrung in meinem Lebensbuch abgebucht“. Fehler machen gehört zum Leben. Aus Fehlern zu lernen, ist eine der wichtigsten Aufgaben, die wir tagtäglich machen dürfen.


Und welche Rolle spielt bei dir der Status im Leben? Wie sind deine Erfahrungen? Ich würde mich über Rückmeldungen auf dominic@dominiceichenberger.com freuen. Besten Dank im Voraus für deine Bemühungen!


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